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Warum uns unser Gehirn beim Thema Geld manchmal zum Narren hält (Denkfehler)

Aktualisiert: 17. Juni 2024

Investoren sind wie alle Menschen geprägt durch Verhaltensweisen, die wir aus unserer Zeit als Höhlenbewohner übernommen haben:


wir sind nicht dazu veranlagt geduldig zu sein

wir sind von Natur aus verlustscheu

wir neigen dazu „zuerst zu schießen und dann Fragen zu stellen“ (das schnelle Denken beherrscht unseren Alltag)


Diese Urtendenzen stellen einen enormen Gegenwind für unseren Erfolg beim Investieren dar!


Wenn wir bspw. einen Verlust erlitten haben, versuchen wir diesen um jeden Preis auszugleichen. Dabei gehen wir oft noch höhere Risiken ein. Wir halten an den Verlierern zu lange fest (wir wollen wieder in die Gewinnzone) und verkaufen die Gewinner zu früh, weil wir die Gewinne sichern wollen. Wir beurteilen also die Investitionen nicht nach ihren Zukunftsaussichten, sondern richten unsere Entscheidungen nach der Preisentwicklung aus, auf Kosten der Performance.


Unser investierendes Gehirn ist mit einem biologischen Mechanismus ausgestattet, der stärker aktiviert wird, wenn wir einen Profit erwarten, als wenn wir einen bekommen.


wir sind dazu veranlagt, dem nächsten großen Ding nachzujagen

wenn wir befürchten zu verlieren, tauschen wir rücksichtlos Investitionen aus (so können wir die Verlierer vergessen)

Wir kaufen die Dinge, von denen wir glauben, dass sie große Gewinner sein werden. Unser Gehirn erlebt einen chemischen Glücksschub (Hormone), indem wir sie einfach kaufen, egal wie sich später die Anlage entwickelt.


Wir sind geneigt dem Konsens zu folgen:


wenn unser Investment in die Verlustzone gerät, zweifeln wir recht schnell an unserer Investitionsthese

das zweite Problem ist, dass sich unser Gehirn besser fühlt, wenn es dem allgemeinen Konsens nachgibt („Herdentrieb“)


Es ist mental schwer ein Nonkonformist zu sein, aber genau dadurch können Überrenditen erzielt und Risiken (Preisblasen) vermieden werden.


Das sind nur einige mentale Herausforderungen, die durch Adrenalin, Ego und Angst verursacht werden.

Der profitabelste Weg, Investitionen zu tätigen, besteht darin, dies mit einer langfristigen Perspektive zu tun. Und genau hier liegt das nächste Problem:


Wir können uns die Welt in 20, 30 oder gar 50 Jahren kaum vorstellen. Das hindert uns daran Investitionschancen zu erkennen (z.B. welche Geschäftsmodelle die nächsten großen Gewinner sein können) und unsere Investitionen über einen langen Zeitraum durchzuhalten.


Wir haben Probleme beim exponentiellen Denken (Zinseszinseffekt). Eine Investition ist immer eine Wette auf die Zukunft, deren Ereignisse durch Eintrittswahrscheinlichkeiten (Zufall) geprägt sind. Nur haben wir es typischerweise mit asymmetrischen Wetten zu tun: Das Verlustrisiko ist auf 100% beschränkt (selten). Auf der anderen Seite kann uns die Gewinnchance Tausendprozenter ermöglichen, die es eigentlich nicht geben dürfte.

So hat bspw. eine Investition in Amazon vor 30 Jahren eine Rendite von ca. 145.000% (!!!) erwirtschaftet. Und das ist kein Einzelfall!

Wir unterschätzen regelmäßig die Bedeutung kleiner Renditeunterschiede über die lange Frist. Bei einer Anlagesumme von 100.000,- € bedeuten 0,5% Renditeunterschied über einen Zeitraum von 30 Jahren ca. 16.000,- € weniger Ertrag.


Häufig unterliegt unser Denken der "Geldwertillusion", die auf einer Fehleinschätzung des realen Geldwertes beruht. Scheinbare nominale Gewinne durch Inflation suggerieren uns erfolgreiche Investitionen, obwohl die Kaufkraft mit gleicher Rate gefallen ist. Nicht ohne Grund entwerten ständig Millarden Euro auf Girokonten oder Sparbüchern.


Dieser Beitrag stellt nur einen kleinen Ausschnitt aus dem Bereich "Behavioral Finance" dar und soll sie für die menschliche Psychologie abseits der Rationalität sensibilisieren. Der Steinzeitmensch lebte von Tag zu Tag, musste ständig Gefahren entgehen und wurde nicht besonders alt. An Altersvorsorge mußte er nicht denken. Unsere Gehirne hatten evolutionär keine ausreichende Zeit, sich der Gegenwart anzupassen. Dafür verlief die Entwicklung viel zu rasant.

 
 
 

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