Kernbausteine für einen intelligenten Portfolioaufbau
- Knut Fiebig
- 15. Juli 2024
- 3 Min. Lesezeit
"Wer nicht weiß, wohin er geht,
kommt am Ende irgendwo anders an"
Yogi Berra
Alles startet mit einem Plan
Sie beginnen keine Wanderung, ohne das Ziel zu kennen. Ungeachtet dessen legen viele Menschen ihr hart verdientes Geld an, ohne sich ein klar definiertes Ziel zu setzen. Ziele sollten konkret und realistisch (erreichbar) sein, z.B.:
"Ich möchte mit 55 Jahren in den Ruhestand gehen und nur noch von meinen passiven Einkünften leben können. Ich benötige inflationsbereinigt und nach Steuern 70.000,- € pro Jahr."
Ausgehend von diesem Ziel ist eine Hochrechnung des Kapitalbedarfs möglich. Abzüglich des bereits vorhandenen, nicht für andere Zwecke benötigten, Vermögens ergibt sich der Ansparbedarf. Zeigt ihre Hochrechnung allerdings, dass bspw. eine Rendite auf ihre Investitionen von 20% p.a. notwendig ist, um ihr Ziel zu erreichen, sollte das Ziel dringend angepasst werden.
Steht der Kapitalbedarf geht es an den Portfolioaufbau
Portfolioaufbau oder Asset Allocation meint die Festlegung der Vermögensstruktur, also die Verteilung des Anlagekapitals auf verschiedene Anlageklassen.
Die fünf wichtigsten Anlageklassen sind Bargeld, Rohstoffe, Aktien, Anleihen und Immobilien. Da jede Anlageklasse unterschiedliche Rendite-/Risikoprofile aufweist ist eine Diversifizierung notwendig, um eine Risikoreduktion ohne Renditeverlust zu erreichen (=effizientes Portfolio). Denn normalerweise sinkt das Portfoliorisiko durch Diversifizierung in unterschiedliche Anlageklassen-/güter unter den Durchschnitt der Einzelrisiken. Der Grund liegt schlicht und ergreifend darin, dass die Einzelrisiken nicht völlig gleichlaufend sind. Deshalb ist es erstrebenswert in Anlageklassen zu investieren, die in ihrer Wertentwicklung möglichst wenig miteinander korrelieren. So brach der Dow Jones während der Finanzkrise 2009 um mehr als 50% ein, während die Kurse von Staatsanleihen sogar leicht stiegen. Eine Diversifizierung der Geldanlagen nur in Aktien hätte dem Investor in dieser Situation keinen Risikovorteil gebracht, weil trotz unterschiedlicher Risikoprofile einzelner Aktien im Krisenfall einfach panisch alles abverkauft wurde. Mit Anleihen im Portfolio ist der Börsencrash ein Chance, indem sie diese jetzt in Qualitätsunternehmen umschichten und den Renditeturbo einschalten.
Festlegung der Portfoliostruktur
" Wer gut schlafen will, kauft Anleihen-
wer gut essen will, kauft Aktien"
André Kostolany
Zur Vereinfachung wird sich im folgenden auf ein Portfolio mit zwei Assetklassen: Aktien (z.B. ETF) und Anleihen beschränkt.
Historisch betrachtet hat die Investition in Aktien die höchste Rendite (Prozentzahl im blauen Balken des Diagramms) gebracht. Langfristig ist die Aussage richtig, kurzfristig kann es jedoch zu sehr starken Schankungen (blaue Balken im Diagramm) kommen. Diese Volatilität ist letztlich die Ausdrucksform des Risikos. Wer zum ungünstigen Zeitpunkt Geld aus seinem Aktienportfolio benötigt, kann gezwungen sein, herbe Verluste zu realisieren. Die Kunst liegt denn darin, das Portfolio unter Rendite-/Risikogesichtspunkten optimal auszubalancieren, auch wenn dies sicher niemals perfekt gelingt.
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Quelle: https://investor.vanguard.com/investor-resources-education/education/model-portfolio-allocation
Viele Berater und Buchautoren empfehlen sich bei der Asset Allocation am eigenen Alter (Lebensphasenkonzept) oder nach der Risikotoleranz der Investoren auszurichten.
Praktisch ist gemeint in jungem Alter vorwiegend in Aktien zu investieren (langer Anlagehorizont; Aufbauphase) und im Alter mehr in Anleihen umzuschichten (geringe Volatilität; Entnahmephase). Darüber hinaus sollten Anleger, die Kurschwankungen von z.B. -10% nicht aushalten können, nicht in Aktien investieren.
Beide Ansätze sind jedoch nur bedingt brauchbar und häufig nicht an den Bedürfnissen der Investoren ausgerichtet. So kann ein Anleger mit einer niedrigen Risikotoleranz, der bislang wenig für sein Alter angespart hat, kaum ohne Aktien in seinem Portfolio seine finanziellen Ziele erreichen.
Die Vermögensallokation sollte immer auf Basis des persönlichen Finanzbedarfs erfolgen.
Verschiedene Untersuchungen haben gezeigt: Ein effizientes Portfolio wird nicht auschließlich über die Wahl der Anlageform bzw. -klasse erreicht, auch wenn diese zum überwiegenden Teil den Erfolg und die Risiken bestimmt. Spezifische Risiken bei der Länder- bzw. Regionenauswahl und besonders Währungsrisiken sind zu beachten. Ebenso Laufzeitstrukturen und Emittenten bei der Anleihenauswahl. Das beste Portfolio erreicht die angestrebeten Ziele bei möglichst geringer Volatilität.
Gerne unterstützte ich Sie bei der Entwicklung und Anpassung Ihres persönlichen Portfolios. Dabei werden die bestehenden Investments in die Betrachtung einbezogen. Eine vollständige Neugwichtung macht häufig wenig Sinn, insbesondere wenn die kumulierten Buchgewinne eine überproportional hohe Steuerlast oder andere Kosten verursachen würden oder andere Vorteile bspw. aus Versicherungspolicen (Kapitalleben) verloren gehen.
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